Pinocchio ist eine der bekanntesten Figuren der Weltliteratur. Tischlermeister Gepetto hatte ihn
aus einem Holzklotz geschnitzt. Die hölzerne Puppe hatte menschliche Züge. Pinocchio verhielt
sich wie ein Lausbub. Er trat in alle möglichen Fettnäpfchen und hatte aufregende Abenteuer zu
bestehen. Der bekannteste Körperteil der Märchenfigur von Autor Carlo Collodi war seine Nase.
Die begann stets zu wachsen, wenn der kleine Holzbub die Unwahrheit sagte. Eine Eigenschaft,
die auch vielen Politikern in diesem unserem Lande mehr oder weniger gut zu Gesicht stünde.

Ein Pinocchio-Fallbeispiel aus dem richtigen Leben. Der Leserbrief eines Schülers an die PAZ
(Peiner Allgemeine Zeitung), das örtliche SPD-Zentralorgan, mit der Bitte um Veröffentlichung:
,,Am 5. September 2005, also mitten im letzten Bundestagswahlkampf, fand im Peiner Forum
eine Podiumsdiskussion der örtlichen Direktkandidaten mit 300 Oberstufenschülern aus Peine
statt. Alle Kandidaten waren sich einig, dass eine gute Ausbildung heute ganz entscheidend für
junge Leute ist, um beruflich Fuß fassen zu können. Daraufhin fragte eine meiner Mitschülerin-
nen Herrn Heil, wie glaubwürdig er denn ohne abgeschlossene Ausbildung bzw. Studium über
diese Dinge reden könne. Die Antwort von Herrn Heil fiel sehr harsch, geradezu aggressiv und
belehrend aus: Es sei eine von der CDU verbreitete Unwahrheit, dass er keine abgeschlossene
Ausbildung habe. Er habe sehr wohl einen Abschluss. Alles Lüge, wie sich mit dem gestrigen
PAZ-Interview ,,Wir koalieren, aber wir fusionieren nicht" herausstellte: Der Nachsatz, Herr
Heil habe sich erst jetzt an der Fern-Universität Hagen zum Examen angemeldet, beweist, dass
Herr Heil mich und alle anderen Schüler damals bewusst angelogen hat. Ich persönlich fühle
mich hinters Licht geführt und frage mich nun, wie es ansonsten um die Glaubwürdigkeit des
SPD-Generalsekretärs steht!"
Zitat Ende ­ und Bitte um mediale Verbreitung der Nachricht.

Was geschah danach? Der Leserbrief wurde - natürlich möchte man sagen - nicht veröffentlicht.
Die PAZ gehört bekanntlich wie die HAZ (Hannoversche Allg. Zeitung) zum Madsack-Verlag.
Der wiederum zu mehr als 20 Prozent der SPD. Da wäre es unangebracht, ja geradezu kontra-
produktiv, Meldungen wie die obige zu verbreiten. Veröffentlicht wird in Parteizeitungen wie
der HAZ/PAZ lediglich das, was der SPD nicht über Gebühr schadet. Warum auch nicht? Wozu
sitzt man schließlich auf der Rotationspresse und an den Studio-Mikrophonen? Beiratsmitglied
im Madsack-Verlag ist beispielsweise der stramme SPD-Parteisoldat Jobst Plog, seines Zeichens
Chef des ,,öffentlich-rechtlichen" NDR. Volks-Wissen und -Meinung unter SPD- Kontrolle.

Warum sollte man auch in Pisa-Zeiten zugeben - und das in Form der Darstellung der dreisten
Lüge eines SPD-Hoffnungsträgers - aus welchen Koryphäen die Parteispitze besteht. Die Null-
Wissen-Generation setzt sich dort zwanglos fort. Heil und sein Wahlkreisnachbar Gabriel sind
die Prototypen dieser neuen Pisa-Politelite. Gabriel hatte als niedersächsischer Ministerpräsident
die Reduzierung der Neuverschuldung bereits als Schuldenabbau verkauft. So genau hatte er das
mit dem lediglich verringerten Schuldenaufbau nicht verstanden. Heil hatte sich am 16. Februar
1999 auf dem ehemaligen KZ-Drütte an einer symbolischen Hinrichtung beteiligt (siehe auch
Selenz` Kommentar ,,SPD-General Heil und das KZ-Drütte). Wissens- und geschichtslose Polit-
Darsteller führen unser Land. Wohin? Das fragen sich immer mehr Bürger. Helmut Schmidt
hätte den Lügenbold Heil sicherlich noch als das bezeichnet, was er ist: eine verkrachte Existenz.

Die Glaubwürdigkeit eines Teils unserer Politiker-Elite ist eh nicht mehr zu unterbieten. Der Zu-
stand unseres Landes die logische Folge von Koryphäen wie Heil und Gabriel in höchsten Partei-
ämtern. Die 300 Oberstufenschüler aus Peine glauben immer noch, dass der SPD-Generalsekre-
tär ein Examen hat. Von der PAZ werden sie das Gegenteil nicht erfahren. Da ist es zumindest
tröstlich, dass es das Internet gibt. Was die PAZ gezielt verschweigt, kann man heute trotzdem
erfahren. Das ist ein erster Hoffnungsschimmer. In der Region zwischen Peine und Goslar ist das
für die SPD alles noch kein Problem. Da ist sogar die Justiz fest in SPD-Hand. Und selbst ein
Holzklotz würde gewählt, wenn man ihn zuvor rot anmalt oder eine Heil-Puppe daraus schnitzt.

Peine, den 11. März 2006 gez.: Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Selenz